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Perth – drei Tage in der isoliertesten Hauptstadt der Welt

Perth Skyline from Kings Park

Eins vorweg: Perth ist anders cool. Viel kleiner und ruhiger als Australiens übrige Großstädte. In Perth sucht man vergeblich die städtebauliche Schönheit Sydneys, Brisbanes quirliges Southend und auch Melbournes lässiges und verdammt cooles Kulturangebot wird man nicht finden. Aber ansonsten? Auch in Perth gibt es Wolkenkratzer und verglaste Bürogebäude, gemütliche Parks, eine moderne Einkaufszone mit Malls und Brunnen, an jeder Ecke leckeren australischen Kaffee und herzhafte Pies. Dennoch: Perth tickte irgendwie anders.
Die Stadt erschien mir ein wenig gemütlicher als die berühmten Schwestern auf der anderen Seite des Kontinents. Das CBD ist viel kleiner, in dem Wohnviertel, in dem mein Hostel lag, war schon lange vor Geschäftsschluss niemand mehr auf den Straßen unterwegs, der berühmte Kings Park schließt um 17 Uhr – kurzum: In Perth geht es wirklich mehr als gemütlich zu!

Bell Tower Perth

Anreise

Zugegeben: Ich habe mich etwas naiv auf die Reise von Melbourne nach Perth begeben. Natürlich wusste ich, dass ich einen Kontinent überqueren würde, noch dazu einen riesigen. Aber in europäischen Dimensionen denkend war ich insgeheim davon ausgegangen, dass ein Flug von Australiens Ostküste an die Westküste Pi mal Daumen wohl so lange dauern würde wie ein Flug von Köln nach Rom. Zweieinhalb bis drei Stunden im Flieger und man steigt in Perth aus. Von Melbourne aus sollte es also noch etwas schneller gehen. Von wegen! Viereinviertel Stunden Flugzeit kündigte der Pilot nach dem Start in Melbourne an. Holladiewaldfee – das ist ja ebenso lang wie von Düsseldorf auf die Kanaren! Oder nach Island! Oder Zypern! Damit hatte ich nicht gerechnet – und der Gedanke, dass ich in etwa dieselbe Distanz per Bus wieder nach Adelaide zurücklegen würde, begann jetzt erst, richtig interessant zu werden… 
Australische Entfernungen sollte man eben nicht unterschätzen! Während ich mir weitere vier Stunden im Flug mit einem Kurzgeschichtenband vertrieb, rückte also das andere Ende von Australien immer näher. Die Seite, die ich noch nicht kannte. Mann, war ich gespannt! 

Jacaranda Tree in Perth

Vom Flughafen ins Zentrum

Dass Perth tatsächlich die isolierteste Großstadt der Welt und eben nicht Sydney oder Melbourne ist, zeigte sich gleich nach der Landung: Den Terminal-Shuttle hatte ich gerade verpasst und in der Folge auch den Airport-City-Shuttle – der nächste sollte in einer Stunde fahren. Wow. Wenn es auf Reisen etwas gibt, das ich gar nicht mag, dann sinnloses Zeitvergeuden! Und dazu zählen Sitzfleisch-Tests am Flughafen definitiv. Zum Glück ging es auch ein paar anderen jungen Leuten dort so – und so teilten wir uns ein Taxi in die Innenstadt zu viert für etwa 70 Dollar. Ganz schön happig, dieser Preis. Der kam allerdings auch dadurch zustande, dass ich die letzte war, die ausstieg, nachdem wir bereits vier andere Hostels angefahren hatten, und das zur Rush Hour. Laut Taxifahrer kostet ein Taxi vom Flughafen in Perth ins Zentrum etwa 50 Dollar. Und das ist für eine australische Großstadt fast schon wieder günstig. 

Perth für Backpacker – Hostel

Mein Hostel war das Billabong Backpackers, ein Nomads-Hostel. Und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Party, Party, Party. Das Zimmer, in dem mein Bett reserviert war, habe ich zunächst betreten, bin aber gleich wieder geflohen: unzählige tote Motten (ohne Witz so groß wie ein fünf-Mark-Stück!) auf dem Boden (und zwar wirklich richtig viele!), Kronkorken, zertretene Erdnüsse und Chips auf dem Teppich, überall lag Unterwäsche verstreut und das Bad hatte seit 1960 (mindestens!) keinen Mopp mehr gesehen. Richtig, richtig eklig. Ich bin also wieder raus, runter zur Rezeption und habe um ein neues Zimmer gebeten. Das klappte glücklicherweise ohne Probleme: Das „neue“ Zimmer war sogar kürzlich renoviert worden, hatte ein modernes Bad, einen Spint pro Person und einen Balkon zum Pool raus. 

Es gab kostenloses Frühstück (Corn Flakes und Toast mit Marmelade), einen großen Speisesaal im Mensa-Stil und eine geräumige, recht saubere Küche. Was ein bisschen nervig war, war, dass man jedes Küchenutensil einzeln mieten musste. Gegen den Zimmerschlüssel als Pfand bekam man Topf, Pfannenwender, Sieb, etc. – und das frisch aus der Spülmaschine. Was echt gut ist! Dafür also Daumen hoch. Nervig wurde es jedoch dann, wenn man vergessen hatte, zum Topf auch nach dem passenden Deckel zu fragen. Denn auch dafür musste man wieder zur Utensilien-Vermietung, ein neues Pfand einreichen etc. Fazit: Das Billabong kann ich für Leute empfehlen, die Partystimmung mögen und nicht viel Wert auf indivuelle Hostel-Atmosphäre legen. Es gab einen ganz guten Büchertausch dort, aber das ist natürlich immer Zufall. Vom Billabong aus läuft man etwa 20 Minuten ins Zentrum. 

Kangaroo Statue in Perth

Public Transportation – von wegen „in Australien ist alles unkompliziert!“

Kostenlose Busse decken in Perth einen Großteil des CBDs ab: mit den Linien der CatBuses fährt man unkompliziert von A nach B. Aber ehrlich gesagt: Perth ist so klein, dass man eigentlich auch sämtliche innerstädtischen Ziele zu Fuß erreichen kann. 

Mit dem Zug bin ich vom Hauptbahnhof aus nach Cottesloe Beach gefahren. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten und kostet etwa 4,50 Dollar pro Strecke.  Fahrkarten gibt’s nur am Automaten und der nimmt aus einem mir unerklärlichen Grund nur 10- oder 20-Dollar-Scheine. Wechseln kann man nicht an der Bahnhofs-Information. Wer keine kleinen Scheine hat, der muss an einem der Kioske etwas kaufen und beim Rückgeld um entsprechend gestückeltes „Kleingeld“ bitten. Ein bisschen umständlich. 
Wenn man schließlich die Scheine hat, die der Automat auch frisst, dann ist die nächste Hürde, das richtige Ticket zu kaufen. Man zahlt pro durchquerter Tarifzone. Aha, das ist ja praktisch, dachte ich. Dann kaufst du einfach zwei zwei-Zonen-Tickets, dann brauchst du für das Rückfahr-Ticket in Cottesloe nicht wieder mit einem Automaten zu kämpfen. Gesagt, getan. Leider verrät der Automat einem nicht, dass man Tickets ausschließlich am Abfahrtbahnhof kaufen kann. Weshalb ich schließlich zwei Tickets nach Cottesloe Beach hatte, aber keins von Cottesloe nach Perth und schließlich doch in Cottesloe ein weiteres Ticket (mit weiterem Kleingeld!) kaufen musste. Also auch das ein bisschen umständlich. 

Perth CBD

CBD

Perths CBD ist wirklich schön: überschaubar, sauber, Straßenmusik hier und dort, dazu zahlreiche einladende Plätze für einen gemütlichen Flat White. Um Hay Street und Murray Street scharen sich Geschäfte, Cafés und ein paar wirklich hübsche, gründerzeitliche Gebäude. 

Der Swan River ist fußläufig zu erreichen, hier findet man auch den Bell Tower, den Fähr-Anleger für den Rottnest-Island-Express sowie Government House und die Supreme Court Gardens und unweit auch die St. Mary’s Cathedral. 

Wer dem Swan River Richtung Osten folgt, findet in der Foreshore River Reserve einen Fahrradverleih. Ich selbst habe die Tour nicht gemacht, mir aber erzählen lassen, dass sich entlang des Swan River prima radeln lässt.

St. Mary's Cathedral in Perth

Kings Park 

Der Kings Park ist nicht nur wunderbar grün und bietet eine tolle botanische Sammlung, sondern beeindruckt vor allem wegen der grandiosen Aussicht auf Perth und den Swan River. Um diese genießen zu können, muss man jedoch zunächst einen strammen Marsch bergauf hinter sich bringen – oder einen der CatBuses nehmen. Ich habe mich fürs Laufen entschieden und bin über die Fußgängerbrücke in der Mount Street und Bellevue Terrace zum Park gelangt. 

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Eine imposante Allee führt immer höher und höher zum Zentrum des Parks, zum Kings Park War Memorial und dem Park-Café. Im Info-Zentrum erhält man Broschüren zur botanischen Sammlung des Parks, die Pflanzen zahlreicher Klimazonen der Welt und der einzelnen Regionen Australiens beherbergt. Der Rundweg dauert etwa 50 Minuten – und nicht wie in der Broschüre beschrieben 1,5 Stunden. Ein gemütlicher Spaziergang lohnt sich in jedem Fall – zumal sich entlang des Weges immer neue Ausblicke über die Stadt ergeben. 

Perth War Memorial Kings Park

 

 

6 Kommentare

  1. Hallo Sarah,
    ein spannender Artikel – Perth ist wirklich weit weit abseits, aber wie man sieht und liest wirklich eine Reise wert. Wie genau sah deine Route durch Australien denn aus und wie lange warst du insgesamt da?
    Liebe Grüße
    Anke

    • Sarah

      Hey Anke,

      ja, da hast du recht – Perth liegt näher an der Hauptstadt Indonesiens als an der des eigenen Landes. Das allein finde ich schon beeindruckend. Ich war insgesamt ein Jahr in Australien. Dabei war Sydney meine Basis, dort habe ich gewohnt, und gereist bin ich von Sydney aus die Ostküste gen Norden, hab in den Tropen die Atherton Tablelands im Inland mitgenommen, und war schließlich in Melbourne und Victoria unterwegs sowie von Perth über die Nullarbor Plain nach Adelaide. Für den Norden (Kimberley’s und Kakadu National Park) haben zeit und Geld leider nicht gereicht – ich muss also wohl oder übel nochmal hin 😉

      Hast du auch Interesse an Australien?

      Liebe Grüße von
      Sarah

      • Hallo Sarah,
        wow, ein Jahr Australien – Wahnsinn!! :-) Ja, ich bin großer Fan von Australien, habe dort ein halbes Jahr mal für einen Schüleraustausch gelebt. Seit dem hat das Land einen festen Platz in meinem Herzen. Ich lebte damals in Brisbane und bin in den Schulferien nach Fraser Island und Sydney gereist. Wunderschön! Aber nun möchte ich noch einmal hin, es gibt so vieles was ich noch sehen möchte. :-) Mit gerade einmal 15 Jahren und „Schulpflicht“ im Rahmen des Austausches kann man nicht so viel im Land umherreisen – das muss nachgeholt werden!

        Liebe Grüße
        Anke

        • Sarah

          Hi Anke,
          ja, das stimmt natürlich, dass man als Schülerin weniger zum Reisen kommt. Aber Fraser Island und Sydney sind ja auch schon wunderbare Ziele. Ich drücke dir die Daumen, dass du bald die Gelegenheit hast, deine Australien-Reisepläne in die Tat umzusetzen :-)
          Liebe Grüße sendet
          Sarah

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